Ich durfte Ralf noch kennenlernen, um gemeinsam mit ihm seine Bestattungsvorsorge zu besprechen. Er saß mir lächelnd gegenüber und erzählte mir, dass er am 3. Februar 2022 sterben würde. Und er sagte mir, dass er sich darauf freut … Mir wurde ganz anders. Die Tränen sind mir in die Augen geschossen. Ralf, der unheilbar krank war, hatte seine Entscheidung getroffen und sie mit seinen Liebsten besprochen. Er wusste ganz genau, wie oft er noch die Treppe rauf und runter musste. Es waren 18 Mal – und er wusste die Stunden, bis es soweit sein würde.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau planten wir seine Bestattung und den Ablauf seiner Trauerfeier. Den Baum im Ruhehain – mit einem Platz für ihn und einem Platz für sich – sollte sie aussuchen. So ein bewusstes In-Liebe-Loslassen und so ein großes gegenseitiges Verständnis – das hatte ich als Bestatterin noch nicht erlebt. Die beiden erzählten mir aus ihrem Leben, von gemeinsamen Urlauben, seinen Erlebnissen als LKW-Fahrer, seinem Hund – und von selbst gemachtem Eierlikör. Ich machte mir Stichworte für die Trauerrede und notierte mir die Wünsche für die Gestaltung dieser besonderen Bestattung.
Zum Abschied eine Liebesbotschaft auf dem Sarg
Bereits zu Lebzeiten gemeinsame Erinnerungen schaffen, das war Petra und Ralf wichtig. Das Mantra, das sie ihm kurz vor dem Tod ins Ohr flüsterte, hat sie mit der Hand als letzten Gruß auf den Verbrennungssarg geschrieben. Als Sargbeigabe wählte sie eine „Schatzkiste“ mit einem Brief, einem Foto und Muscheln vom Lieblingsstrand, die ihn auf seinem Weg begleiten sollten. Außerdem wurden drei zusätzliche Schamottsteine mitverbrannt, die die Liebsten als Erinnerung behalten dürfen. Meine Begleitung als Bestatterin beginnt bereits hier beim Abschiednehmen im Krematorium – und nicht erst bei der Beisetzung auf dem Friedhof.
Trauerzeremonie und letztes Geleit unter freiem Himmel
Die besondere Zeit zwischen dem Tod und der Bestattung nennt man Schwellenzeit, eine Zeit des Übergangs vom Leben in den Tod. Als einfühlsame Abschiedsgestalterin versuche ich, jede Trauerfeier zu einer letzten Lebensfeier zu machen. So werden auch auf Bestattungen tröstliche Erinnerungen geschaffen. Die Trauerrede habe ich in diesem Fall in Ich-Form verfasst, da Ralf mir selbst so viel von sich und seinem Leben erzählt hat. Es wirkte fast so, als hätte er sich selbst von allen verabschiedet. Und am Schluss gab es am Grab noch ein Gläschen von seinem Lieblings-Eierlikör mit Marzipan.
Botschaft auf Trauerschleife: „Sei frei, wo immer du bist.“
Auszug aus der Trauerrede: „Petra, du hast sie mit mir ganz tapfer getragen, hast meine Entscheidung akzeptiert, obwohl es für dich sehr schwer war. Weißt du noch, wenn wir nach Borkum gefahren sind, war deine Vorfreude immer sehr groß und ich habe dich immer gefragt: „Freust du dich?“ Nun war es andersrum. Mit Tränen in den Augen hast nun du mich gefragt: „Freust du dich?“
Ich danke Petra von Herzen, dass ich diese zutiefst berührende Geschichte weitererzählen darf. Dieser respektvolle Umgang mit der Entscheidung eines Menschen, der den Zeitpunkt seines Todes selbst bestimmt hat, weil er das Leid seiner unheilbaren Krankheit nicht länger ertragen konnte, soll zum Nachdenken anregen. Ralf hat selbst offen über seinen Weg gesprochen und sich umfassend von der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS e.V.) beraten lassen. Ralf hat sich bewusst von seinen Freunden verabschiedet – auch in seinen sozialen Netzwerken. Lieben heißt auch Loslassen.
Holen Sie sich Hilfe und lassen Sie sich in Ihren schwersten Stunden einfühlsam begleiten.
Jeder Mensch hat einen würdigen Abschied verdient, egal unter welchen Umständen er aus dem Leben getreten ist. Ich bin an Ihrer Seite und gestalte die Abschiednahme so, wie es Ihnen und Ihren Liebsten gut tut. Auch die Trauerrede stimme ich persönlich mit Ihnen ab. Vereinbaren Sie gern einen Termin unter 0 67 82 – 95 95 oder 01 71 – 46 66 62 9.
Ihre Bestatterin & Trauerrednerin
Katharina Preikschas-Waldherr